Jan Mischon aus Mülheim an der Ruhr

„Die Hirnblutung war das Schrecklichste und Beste, was mir je passiert ist.“

Hallo Jan, bitte stell dich kurz vor!

Ich heiße Jan Mischon, bin 40 Jahre alt, in Speyer in der Pfalz geboren und lebe seit dem vergangenen Jahr im Ruhrgebiet. Ich bin Musiker und freischaffender Komponist. Außerdem bin ich mit meiner Band Saltatio Mortis viel unterwegs. Das alles füllt meinen Tag.

Warum bist du ins Ruhrgebiet gezogen?

Meine Freundin und ich hatten eine ganze Weile jeder unsere eigene Wohnung. Sie im Ruhrgebiet, ich in Mannheim. Und ich war dermaßen oft mit meiner Band auf Tour … Irgendwann habe ich ausgerechnet: Ich hab diesen Monat nur 45 Minuten in meiner Wohnung verbracht – um Post mitzunehmen und den Koffer umzupacken. Für meine Freundin war es keine Option umzuziehen, weil sie als Lehrerin an einer Schule arbeitet. Für mich als Musiker ist es egal, wo ich wohne. Ich brauche nur einen Ort zum Üben und einen Computer mit Internet. Deshalb sind meine Freundin und ich in Mülheim an der Ruhr zusammengezogen.

Was für Musik macht deine Band?

Saltatio Mortis macht Rockmusik mit deutschen Texten und mittelalterlichen Instrumenten: Drehleier, Schalmei, Bouzouki, Dudelsack. Die Stücke klingen kurios, wunderschön, manchmal tragisch – je nach Stimmungs- und Wetterlage! Die Band macht mir total viel Spaß. Sie besteht seit 19 Jahren, ich bin seit zehn Jahren unter dem Pseudonym „Jean Méchant Der Tambour“ mit dabei. Es ist manchmal anstrengend, so viel auf der Bühne zu stehen und im Studio neue Songs aufzunehmen – aber es ist dennoch der beste Job der Welt. Wir haben tolle Fans, die das honorieren, was wir mit Herzblut machen. Es läuft sehr gut für uns, denn die letzten drei Alben waren sehr erfolgreich und jeweils auf Platz eins der Deutschen Album-Charts. Für die letzte Platte haben wir sogar eine goldene Schallplatte bekommen.

Welche Instrumente spielst du in der Band?

Zurzeit Schlagzeug, Klavier und Gitarre. Je nachdem, was wir gerade in den Songs brauchen. Das spiegelt auch meinen Werdegang: Ich habe als Kind mit Klavier angefangen, dann kamen Gitarre und Schlagzeug dazu. Eigentlich wollte ich mit vier Jahren Geige lernen, aber meine Mama meinte, das sei kein Instrument für Jungs. Wer weiß, vielleicht hätte ich auch David Garett werden können! Jedenfalls wurde es dann das Klavier. Es gab für mich aber nie eine andere Option, als Musiker zu sein. Ich habe bereits in ganz jungen Jahren gewusst, dass ich genau das machen will. Als ich mit zwölf mit dem Schlagzeug anfing, hatte ich meine musikalische Heimat gefunden. Schlagzeug ist ein anspruchsvolles Instrument und es dauert, bis du Fortschritte machst. Du musst alle vier Gliedmaßen benutzen und alle möglichst gleichberechtigt. Das war für mich eine tolle Schule für den Charakter. Aber auch Klavier und Gitarre sind mir immer noch wichtig. Also ist das, was ich jetzt in unserer Truppe mache, der gemeinsame Nenner von allem, was mich musikalisch mein Leben lang begleitet hat.

Hast du schon vorher in Bands gespielt?

In vielen! Aber keine hat es über ein regionales Maß hinaus geschafft. Da waren viele Coverbands dabei, die auf Stadtfesten auftraten, Metalbands mit eigenen Platten, zwischendurch auch Jazztrios und Musicaltruppen – da war ich Sänger. Eine Zeitlang habe ich überlegt, ob es nicht ein Weg für mich wäre, als Sänger und Schauspieler zu arbeiten. Das hätte mir auch Spaß gemacht, aber es kam dann anders. Ich habe einfach zu gerne zusammen mit anderen gespielt – das ist schließlich das, was das Leben eines Musikers ausmacht! Meine erste Band hatte ich, als ich erst zwei Wochen lang Schlagzeug spielte. Wir waren mies, aber es hat Spaß gemacht und darum geht’s! Ich komme zudem aus einem etwas schwierigen Elternhaus und hatte durch die Musik immer eine Ausrede, nicht zu Hause zu sein. Stattdessen habe ich mit Kumpels im Proberaum Krach gemacht. Es kam bei meinen Eltern dann auch nicht gut an, als ich professionell Musik machen wollte.

Woran lag das?

Das war wahrscheinlich nicht böse gemeint, sie hatten vielleicht sogar das Bedürfnis, mich vor irgendwas zu schützen – dachten, das mit der Musik kann nichts werden. Ich mache ihnen aus heutiger Sicht keinen Vorwurf, sie kamen einfach aus einer anderen Generation, hatten nichts mit Musik zu tun und konnten wohl auch nicht verstehen, warum der Sohn plötzlich einen auf Künstler machen will. Aber ich habe mich dennoch durchgesetzt und bin recht früh ausgezogen. Es gab Zeiten, da wohnte ich ohne Kohle in billigen Ramsch-WGs, der Kühlschrank war leer und der Tank dummerweise auch. Von den letzten zehn Mark musste ich dann tanken gehen, um am nächsten Tag zum Gig zu fahren – wo ich ja Geld verdiente. Gut, dachte ich, dann isst du eben einen Tag lang nichts.

Hast du eine Ausbildung gemacht?

Ich wusste, ich will Musik machen und auch studieren. Es wurde dann Musik und Germanistik auf Lehramt. Mit einem Bildungskredit, weil meine Eltern das nicht unterstützten. Während des Referendariats begann dann die erste Europatournee meiner damaligen Band. Ich habe mein Ref unterbrochen mit dem Plan, es später zu Ende zu machen. Das war vor 14 Jahren. Bisher bin ich nicht zurück an die Schule gegangen. Zum Geld verdienen habe ich stattdessen an Musikschulen gearbeitet. Dort habe ich auch meinen jetzigen Bandkollegen Frank kennengelernt. Er unterrichtete dort Bass. Als seine Band Saltatio Mortis einen neuen Musiker brauchte, bin ich eingestiegen. Die Band hat damals auf Mittelaltermärkten gespielt, zum Teil mehrere Shows am Tag, das war harte Arbeit für wenig Geld. Wir haben immer ausgelost, wer unseren Lkw mit dem Equipment quer durch die Republik fahren musste. Und wegen des geringen Budgets gab’s kein Hotel, sondern wir haben hinter der Bühne im Zelt gepennt.

Warum hattest du trotzdem Bock drauf?

Ich habe etwas in der Band gesehen – die brannten genauso wie ich! Auch das Konzept fand ich super: wirklich interessante Musik mit Texten auf Deutsch, damit sie jeder versteht. Das war damals nur bedingt angesagt. Ich erinnere mich noch gut daran, wie mir irgendwann ein Musikerkollege bei einer meiner anderen Bands die Hand auf die Schulter legte und sagte: „Hör mal zu, deutsche Texte – das ist vorbei! Das kommt nie wieder!“

Heute musst du nur das Radio anmachen und kannst dich vor Deutschen Popsongs nicht retten – so viel dazu. Aber damals war es noch nicht soweit.

Saltatio Mortis hat früher oft mittags in Innenstädten gespielt, nur mit Dudelsack und Trommel, und Flyer verteilt, für das Konzert am Abend. So ne richtige Ochsentour, aber wir wollten das mit der Band unbedingt machen! Heute sind wir in einem gewissen Rahmen erfolgreich und können von der Musik leben, sind mit einem professionellen Tourbus und einem Team von Mitarbeitern unterwegs. Wir haben eine stabile Besetzung, alle Absprachen verlaufen ziemlich harmonisch: Wir reden über alles gemeinsam, wichtige Dinge sind bei uns nicht kontrovers.

Gibt es eine andere Band, in die du sofort einsteigen würdest?

Es gibt ein paar alte Helden aus meiner Jugend, mit denen ich gerne mal einen Song spielen würde. Ich hätte nichts dagegen, mal eine Nummer bei Metallica zu trommeln! Oder bei AC/DC Rhythmusgitarre zu spielen. Das wird natürlich nie passieren, aber träumen darf man ja! Ansonsten fühle ich mich in der Truppe, in der ich jetzt bin, sehr wohl – weil es so offen ist und ich viel komponieren kann.

Ersetzt so eine Band irgendwann die Familie?

Ich lerne erst jetzt im Umfeld meiner Freundin, dass Familie auch etwas Tolles sein kann und es nicht nur schwierig sein muss. Die Band ist für mich weder Freundeskreis noch Familie, sondern irgendwas dazwischen. Vielleicht eine Mischung aus Freunden, Geschwistern, anderen Verwandten und einer ganz merkwürdigen Form von Polygamie.

Was war das wichtigste Ereignis in deinem Leben?

2014 hat mich aus heiterem Himmel eine Hirnblutung aus dem Leben gerissen. Das war das Schrecklichste und Beste, was mir je passiert ist. Es war eine sogenannte Subarachnoidalblutung, eine Gewebeblutung, die einfach so an einer schwachen Stelle im Kopf auftritt, das ist also etwas anderes als ein klassischer Schlaganfall. Subarachnoidalblutungen sind schlecht erforscht, sie kommen zu wenig vor. Vielleicht habe ich beim Sport mal einen Schlag auf den Kopf bekommen oder es kam vom Headbanging in jungen Jahren – oder es war eine angeborene Gewebeschwachstelle. Jedenfalls löst dabei eine kleine Blutmenge auf dem Gehirn einen mechanischen Reiz aus. Als Reaktion stellt das Gehirn erstmal auf „Standby“. So eine Blutung kann dich umbringen, mir hat sie zum Glück nur auf die Motorik geschlagen. Ich dachte erst, dass ich einen Migräneanfall habe. Aber dann konnte ich mich nicht mehr bewegen. Es war am ersten Tag einer Tournee, meine Bandkollegen haben einen Krankenwagen gerufen. Erst als ich aus dem MRT kam und die Ärzte sagten: „Sie bleiben erst mal hier, Sie hatten eine Hirnblutung“, habe ich verstanden, dass das wirklich was Ernstes ist.

Warum hat dieses Ereignis dich verändert?

Aus zwei Gründen. Erstens: Ich hatte ungefähr anderthalb Jahre, bevor es passierte, wieder angefangen, Sport zu machen. Die Zeit davor hatte ich mich kaum bewegt und war richtig dick geworden. Zu meinen Glanzzeiten wog ich über 100 Kilo bei 1,75 Metern. Ich habe recht breite Schultern, dadurch fiel das nicht so auf, aber das Gewicht war doch immens.

Dass ich kurz vor der Hirnblutung wieder mit dem Sport angefangen hatte, hat mir das Leben gerettet. Der Arzt sagte: „Dass Sie so fit sind, hat sie überleben lassen.“ Das hat bei mir ein neues Bewusstsein für mich selbst geschaffen. Ich ernähre mich gesund, mache Sport, achte auf mich – und habe mittlerweile einen guten Bezug zu meinem Körper. Klar, esse ich auch mal Schokolade oder trinke einen Rotwein, aber alles in Maßen.

Und der zweite Grund?

Der Tag hat mir eins bewusst gemacht: Wenn du sowieso von heute auf morgen abtreten kannst – also vom Auto überfahren oder von einer Hirnblutung getroffen werden – dann kannst du auch jeden Tag so verbringen, wie du es magst und mit den Menschen, die du gerne hast. Also schiebst du die Dinge, die dir nicht guttun, von dir weg.

Das ist ein Grund, warum ich bestimmte Kontakte abgebrochen habe und auch, warum ich aufgehört habe, an der Musikschule zu unterrichten. Zu manchen Zeiten habe ich das Wochenende über unter Vollgas Konzerte gespielt, bin montags aus dem Tourbus gefallen, habe unter der Woche mehr als 80 Schüler unterrichtet und stand dann von Freitag bis Sonntag wieder auf der Bühne. Das ist Raubbau am eigenen Körper! Das kann man eine Zeitlang machen. Aber ich habe dann beschlossen, dass ich das nicht mehr will.

Was hast du stattdessen gemacht?

Ich habe mich gefragt, was ich wirklich will. Die Antwort war klar: Du willst eigentlich Rockstar sein. Ich habe mich dann gefragt, was ein Rockstar macht. So ein Typ schreibt geile Songs, die die Leute hören wollen. Okay, dachte ich, wenn du das hinkriegen willst, musst du aber jeden Tag komponieren. Denn nicht jeder Song wird geil. Nur wenn du viel arbeitest, ist ab und zu was Geiles dabei. Also habe ich angefangen, jeden Tag einen Song zu schreiben und meine Instrumente täglich mit Plan zu üben. Ein Rockstar ist schließlich so gut, dass er beim Spielen gar nicht mehr hingucken muss! Der kann mit den Fans in der ersten Reihe schäkern, wenn er will und dabei performen, herumspringen und gut aussehen. Ich wusste: Das kann ich nur, wenn ich jeden Tag übe. Um in Form zu bleiben und gut auszusehen, habe ich außerdem jeden Tag Sport gemacht. Und ich habe mich entschieden, mich tätowieren zu lassen. Vorher hatte ich immer nur mit Ideen gespielt und die Umsetzung auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben. Nach dem Krankenhausaufenthalt dachte ich: Schluss damit. Es kann morgen vorbei sein! Also mach gefälligst, was du machen willst! Beim Sport bin ich heute mit fast schon religiösem Eifer dabei. Kraftsport, Laufen gehen, Yoga – ich bin jetzt 40, das ist also schon fast Altherrenyoga, aber es tut mir gut!

Konntest du nach der Hirnblutung gleich so weiter machen wie bisher?

Nicht sofort – aber ich habe alle Prognosen übertroffen. Im Krankenhaus sagte man mir, meine Karriere sei vorbei und womöglich würde ich erst nach sechs Monaten wieder laufen können. Wenn ich Glück habe, irgendwann vielleicht wieder Musik machen. Aber keine Shows mehr. Ich konnte das aber nicht auf mir sitzen lassen. Ich hab nach drei Tagen im Krankenhaus wieder angefangen, mich zu bewegen. Der erste Versuch, es vom Bett ins Bad zu schaffen, war unglaublich hart. Doch dann ging es jeden Tag besser. Nach sieben Tagen durfte ich das Krankenhaus verlassen. Nach vier Wochen stand ich wieder auf der Bühne.

Ganz schön mutig!

Ich habe gedacht: Die können mir hier viel erzählen, ich horche lieber in meinen Körper hinein. Die angebotene Physiotherapie habe ich abgesagt und lieber alles allein gemacht. Hätte ich auf die Ärzte gehört, hätte ich nichts davon geschafft. Ich habe selbst entschieden, was ich kann. Ich habe mir gesagt: Ich werde schon bald wieder laufen. Ich werde meine Instrumente wieder spielen. Und ich werde in größeren Hallen spielen als zuvor. Und so kam es dann auch.

Bist du auch ein anderer Typ geworden?

Ich bin schon ein bisschen anders als früher, das kommt auch als Rückmeldung von Freunden. Früher war ich der Hans Dampf in allen Gassen, mit großer Klappe, dachte immer: was kostet die Welt? Eine große Klappe habe ich zwar immer noch. Aber ich bin viel fokussierter und ruhiger als früher und mich erschüttert fast nichts. Denn ich weiß jetzt: Wenn alles schief geht, gibt es immer noch eine Tür, die aufgeht. Meistens die, an die du zuletzt gedacht hast. Vielleicht musst du Umwege gehen, aber du findest sie.

Du unterrichtest also nicht mehr, sondern machst nur noch Musik. Worauf kommt es dir dabei an?

Ein paar Privatschüler unterrichte ich schon noch, denn es macht mir nach wie vor Spaß, Leute zu coachen und damit auf ihrem Weg weiterzubringen. Aber nur noch ab und zu und viel weniger als früher.

Ich glaube, beim Musikmachen kommt es immer auf Authentizität an. Wenn du komponierst und Texte schreibst, die dir wirklich etwas bedeuten, die ganz aus dir selbst kommen, dann wirst du Leute erreichen. Also nicht nur Malen nach Zahlen. Die Musik zu komponieren, die niemanden beim Bügeln stört – das ist einfach nur Handwerk. Solche Gebrauchsmusik läuft im Radio rauf und runter, aber sie berührt niemanden. Ich habe nichts gegen solche Musik, sie ist einfach nicht interessant für mich.

Wann kannst du am besten komponieren?

Es gibt Phasen im Leben, wo ganz viel raus muss. Ich habe als Künstler erfahren, dass sich, wenn ich Leid erfahre, diese Schaffenskraft von alleine ergibt. Schmerz ist ein großer Antrieb für Künstler. Viele sagen, dass sie besser komponieren, wenn es ihnen schlecht geht, sie also starke Emotionen erleben. Wenn man dann viel produziert, ist es wahrscheinlicher, dass da eine richtig tolle Nummer dabei ist. Ich glaube aber daran, dass man auch in anderen Situationen berührende Songs schreiben kann. Auch mit Freude entstehen tolle Sachen, solange du mit Herzblut dabei bist und an einer Sache dranbleibst. Ich muss nicht leiden, um gute Musik zu schreiben.

Gehört zum Rockstarleben nicht auch Party und Exzess?

Klar, eine Zeitlang haben wir es mit der Band echt krachen lassen. Inzwischen ist es aber so, dass wir uns sehr gut selbst einschätzen können. Ich weiß, wenn ich über die Stränge schlage, geht’s mir danach zwei bis drei Tage schlecht. Dann bin ich auf der Bühne nicht fit und kann nicht trainieren – das will ich nicht! Inzwischen sind wir so professionell, dass es manchmal erschreckend ist. Vor ein paar Jahren stand ich in einem Studio in Berlin und habe mir einen Smoothie angerührt. Der damalige Produzent sah das und sagte zu mir: „Wat is’n dit? Reiß‘ dir ma zusammen! Du bist Rockstar, nimm gefälligst Drogen!“

Wenn man manche Bandfotos von euch sieht, glaubt man jedenfalls nicht, dass ihr im Studio Smoothies trinkt.

Wir hatten mit der Band zum Glück genug Zeit, uns allmählich an den Erfolg zu gewöhnen. Wenn das von Null auf Hundert hochgeht, ist es schwieriger, auf dem Boden zu bleiben. Aber für uns ist das Ganze organisch gewachsen und wir hatten nie Leute in der Truppe, die komplett austicken oder Drogen schmeißen. Ich persönlich glaube an ein gesundes 80/20-Prinzip. Wenn du 80 Prozent auf dich aufpasst, dich gesund ernährst und Sport treibst, kannst du auch mal 20 Prozent loslassen, Fast Food futtern und einen Abend mit deinen Kollegen zerfeiern.

Magst du das Ruhrgebiet?

Ich finde das Ruhrgebiet toll – sonst wäre ich nicht hergezogen. Das Beste und Interessanteste für mich als Neuling sind die Menschen. Es gibt hier eine Art von positiver Schnodderigkeit und Eigenheit, die ich gut finde. Du bekommst von den Leuten einen Spiegel vorgehalten: So wie du bist, so bekommst du es auch rückgemeldet. Und mir gefällt, dass du viele unterschiedliche Dinge siehst. Das wechselt ja ständig: Grüne Ecken, dreckige Ecken, renaturierte Halden. Schon von einer Straße zur nächsten Straße kann es sehr unterschiedlich aussehen.

Wenn das Leben ein Comic wäre, welche Figur wärst du?

Ich wäre Deadpool. Große Klappe, immer einen dummen Spruch auf den Lippen, immer wieder aufstehen und weitermachen. Ganz egal, was auf dich zukommt.

Das Interview führten wir im März 2019.

Das Interview bietet einen Einblick in die Gedanken, Meinungen und Perspektiven der interviewten Person zu diesem bestimmten Zeitpunkt, reflektiert aber nicht zwangsläufig ihre gesamte Persönlichkeit oder ihre langfristigen Ansichten. Das Leben verändert sich stetig. Unsere Überzeugungen, Werte und Erfahrungen entwickeln sich im Laufe der Zeit weiter. Was heute wahr oder relevant ist, kann in der Zukunft anders aussehen. Dieses Interview ist als Momentaufnahme zu verstehen.