Dennis Hölker aus Herten
„Mein Herzensthema ist der Antifaschismus.“
Hallo Dennis. Stell dich bitte kurz vor.
Ich bin Dennis Hölker, 44 Jahre alt und gebürtig aus Herten. Ich wohne auch in Herten und bleibe vermutlich auch auf ewig da – so wie sich das im Moment alles herauskristallisiert. Ich bin verheiratet und habe eine 12-jährige Tochter.
Beruflich bin ich Medizintechniker. Momentan arbeite ich noch in einem Krankenhaus bzw. in einem Krankenhaus-Unternehmen mit vier Krankenhäusern und bin im Grunde die Schnittstelle zwischen Medizintechnik und IT. Das heißt, ich habe die Koordination übernommen und unterstütze bei der Verschmelzung der beiden Felder. Stichwort: Digitalisierung – und da braucht es einen, der beide Sprachen spricht.
Hast du studiert?
Nein. Ich habe mehrere Ausbildungen gemacht. Zunächst war ich auf der städtischen Realschule in Herten. Da habe ich aber nicht lange durchgehalten, weil ich andere Flausen im Kopf hatte. Primär war für mich nur das Skateboard fahren wichtig. Aber es ging auch von ein bisschen „Rumgekloppe“ bis hin zu „ich guck mal in die Mädchenumkleide“. Typisch Jungs halt. Das war dann auch der ausschlaggebende Punkt, der das Fass neben den schlechten Noten zum Überlaufen brachte. Lustige Geschichte. Ich hing mit drei Jungs vor der Mädchenumkleide rum. Man hatte ja so seinen Schwarm und hat dann pubertär versucht einen Blick zu erhaschen, dementsprechend scheu war man da auch im Vorgehen. Wir hatten aber eine ziemlich harte Sportlehrerin, die das ziemlich ernst genommen hat. Und dann bin von der Schule geflogen. Das war halt mein dritter Tadel. Ich war aber auch auf der Realschule nie der Beste. Das waren alles so Oberstudienräte, zu denen ich keinen Zugang hatte und die andersherum auch keinen Zugang zu mir hatten. Außer ein, zwei Ausnahmen, mit denen ich super klarkam, aber die mich dann auch nicht mehr retten konnten.
Danach bin ich auf die Hauptschule in Herten gegangen – auf die Martin-Luther-Schule. Die haben mich ganz gut aufgefangen und auch erstmal ganz kurz geerdet. „Pass mal auf mein Junge – so wird das nischt!“ Die haben dort jedenfalls den sozialen Zugang zu mir gefunden. Dort hab ich dann die dann meine Fachoberschulreife gemacht.
Nach der Hauptschule habe ich meine Lehre bei der Ruhrkohle gemacht – als Schlosser unter Tage. Danach war ich noch als ausgelernter Schlosser da und dann kamen die Zechenschließungen.
Was hast du danach dann gemacht?
Ich habe verpennt, meinen Wehrdienst zu verweigern. Das rächt sich dann irgendwann, wenn man nur Flausen im Kopf hat und Quatsch im Sinn und draußen an der frischen Luft unterwegs ist. Dann hab ich gemerkt „Oh Scheiße – da kommste so nicht mehr raus!“.
Und dann bist du eingezogen worden?
Ja genau. Ich musste nach Rheine zu den Heeresfliegern. Das Ende vom Lied war, dass es mir dort tatsächlich gut gefallen hat. Ich habe mein gutes Geld verdient und es war immer noch so ein Sandkastenspiel: Rot gegen Grün. Anfangs hat man nicht viel mit Waffen zu tun gehabt, außer in der Grundausbildung. Sonst habe ich einfach Hubschrauber repariert. Das waren große Transporthubschrauber mit 20 Tonnen Gewicht. Die waren ziemlich imposant. Ich dachte „Kannste – hast ja Schlosser gelernt“, reichte aber nicht und die Bundeswehr hat mich dazu gebracht, weiterzumachen und Lehrgänge zu besuchen.
Irgendwann hat man es mir schmackhaft gemacht, gewisse Lehrgänge zu besuchen, weil man mit deren Qualifikation auch einige Sachen alleine machen durfte. Dazu musste ich mich verpflichten. Ich habe gutes Geld verdient und wusste zu der Zeit sowieso nicht, was ich sonst machen sollte, also habe ich dann meinen Luftfahrzeugmechaniker gemacht und im Anschluss noch den Meister. So war ich dann bei acht Jahren Verpflichtung. Aufgrund meiner Laufbahn und vieler vakanter Stellen, war ich am Ende zwölf Jahre bei der Bundeswehr.
Und plötzlich wurde es Ernst: Es kam 9/11 und quasi alles war vorbei. Schluss mit lustig.
Was hieß das für dich?
Es kamen ganz schnell die Auslandseinsätze. Klar gab es vorher auch schon Auslandseinsätze, aber das galt nicht für mich und es war bis dahin auch überhaupt nicht präsent für mich. Aber ab 9/11 wurde es mir gruselig und das war auch der Zeitpunkt, an dem ich tatsächlich politisch und wach wurde. Und ab da war ich quer innerhalb der Bundeswehr. Als Erwachsener sagt man heute an der Stelle sicher, selbst schuld und hättest du doch wissen müssen. Damals war es aber anders und die Erlebnisse haben mich gebrochen.
Dir fällt es schwer, darüber zu sprechen …
Ja. Ich hatte psychische Probleme. Es wurde natürlich geholfen, aber es gibt immer wieder Tage an denen ich getriggert werde. Das kann durch einen Film ausgelöst werden und kommt manchmal einfach so. Es gibt gewisse Fixpunkte, die mir helfen, da wieder rauszukommen. Es ist ein Teil von mir.
Aufgrund der Psyche kam ich dann auch raus aus der Bundeswehr. Es hat zwar gedauert, gedauert und gedauert, aber ich kam raus. Aber auch nach dem Ausstieg hat die Bundeswehr mich nicht fallenlassen. Ich durfte nochmal umschulen zum Medizintechniker. Meinem derzeitigen Beruf.
Bist du noch Reservist?
Nein. Nein. Nein! Das wäre für mich auch gar nicht mehr möglich. Dazu kann ich nur sagen: #kriegistscheiße
Wie kam es genau dazu, dass du politisch wurdest?
Ich habe viele Dinge in der Zeit hinterfragt und zu wenig Antworten bekommen. Und das hat mich dazu gezwungen, immer tiefer nachzuforschen und immer tiefer in die Materie einzutauchen. Nicht nur in der Landespolitik, sondern auch bei uns zu Hause. Ich habe nichts mehr für selbstverständlich hingenommen.
Warst du Mitglied in einer Partei?
Ja. Später sogar Mitgründer. Ich wurde politisch eklig, weil mich echt angekotzt hat, was so weltweit passiert. Aber auch in Kommunen wie beispielsweise in der Stadt Herten. Mich hat Einiges tierisch aufgeregt. Wie man miteinander umgeht, wie man miteinander diskutiert. Die Art und Weise fand ich fürchterlich. So kam es, dass ich sogar mal in die CDU eingetreten bin. Einfach so. Aber ganz kurz nur.
Warum hast du das gemacht?
Ich wollte da reinhören, um zu erfahren, warum die sind wie sie sind. Sagen wird es dir keiner! Und das wird auch nirgendwo stehen. Das verstehst du erst, wenn du da mal tief in die Strukturen eintauchst. Die sind immer noch wahnsinnig sauer auf mich …
Warum? Wie ging es politisch für dich weiter?
Irgendwann habe ich Michael Holtschulte kennengelernt und gehört, dass sich Die Partei – eine Satirepartei – in Herten gründen will. Satire war immer schon meins. Und da bin ich Mitbegründer. Ich war erst 2. Vorsitzender und da der erste Vorsitzende relativ schnell gegangen ist, musste neu gewählt werden. Dann hat Micha übernommen und ich habe den Generalsekretär gemacht, wohl wissend, welche Funktion diese Position hat. Das hat mir unheimlich Spaß gemacht. So ganz von der Partei bin ich nie weggekommen, weil es ein super Hebel ist, um Scheiße „Scheiße“ nennen zu können. Und wenn das dann auch noch gut gemacht ist, faktisch wirklich belegbar ist, dann ist das eine tolle Sache. Aber auch dort bin ich irgendwann ausgetreten, weil mir die Art von Einzelnen auf Kreisverbandsebene nicht gepasst hat. Es war ein relativ kurzes Gastspiel. Noch heute geht mir der Sexismus innerhalb dieser Partei – und auch sonst – sehr auf den Keks. Und da habe ich für mich den Cut gemacht.
Ich habe dann mit einem Zeitungsartikel gesagt a) ich bin da raus, b) zukünftig werde ich in keine Partei mehr eintreten und c) ich werde mich jetzt meinem Herzensthema widmen. Und das ist ganz klar der Antifaschismus. Ich bin für Vielfalt und für ein friedliches Miteinander.
Wie widmest du dich diesem Thema?
Ich habe mit einer eigenen Aktion angefangen: In unserem Stadtgebiet liegen Gedenkplatten aus, die an Kriegsgefangene, politisch und religiös Verfolgte, Regimekritiker, Zwangsarbeiter oder an Orte der NS-Herrschaft erinnern. Ich habe die Platten gereinigt – wirklich ganz akribisch mit einem Wattestäbchen und begonnen, die Geschichte dahinter zu beleuchten und neu online zu stellen, um sie präsenter zu machen. Die Presse hat das auch aufgegriffen. Und ganz viele Leute aus Herten engagieren sich und helfen beim Platten reinigen. Ich habe das fotografiert und dokumentiert und bei Facebook veröffentlicht. Auch wenn das mit der Reinigung nur eine kleine Sache ist, aber das Thema wurde dadurch offensichtlich wieder wachgerüttelt.
Ich habe an einer dieser Platten jemanden kennengelernt, von dem ich weiß, dass er auch in der Gedenkkultur sehr aktiv ist. Das Nicht-vergessen unserer Geschichte liegt uns sehr am Herzen. Wir haben uns viel mit dem Thema auseinandergesetzt und haben zum 01.09.2019 das Gedenken an den Anti-Kriegs-Tag gestaltet. Mit Gewerkschaften, mit Parteien usw. Ab da war mir klar, da die Anzahl der Teilnehmer dreimal so hoch war, wie im Jahr davor, dass das der richtige Schritt gewesen ist, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen und zwar nicht als Mitglied einer Partei, sondern als ziviler Bürger. Das war ein guter Schritt und ein wichtiger Schritt, der von allen Seiten gut aufgenommen wurde. Da steckt mein Herzblut drin seit Beginn der Gedenkplatten-Aktion. Ich bin schon oft in der Zeitung erschienen, wo diese Aktionen groß aufgemacht wurden.
Hast du schon mal Gegenwehr erfahren?
Ja. Es ließen auch Gegendemonstrationen nicht lange auf sich warten. Wir haben ja auch die AfD mittlerweile in der Stadt, deren Geist ich gerne transparent öffentlich hinterfrage. Und dementsprechend birgt das Ganze auch ein gewisses Risiko und man macht sich ziemlich schnell zur Zielscheibe. Mit Zielscheiben kenne ich mich ja aus seit der Bundeswehr und ich habe überhaupt keine Berührungsängste, was das angeht. Man muss immer vorsichtig sein, aber zum Glück sind die Meisten nur Maulhelden und versuchen einzuschüchtern. Es gab schon mal Post im Briefkasten „Wir wissen, wo du wohnst“ – ja – das steht auch auf der Homepage. Kleiner Geist eben. Oder, dass nach Demonstrationen Leute im Auto vor meiner Tür standen oder mit einer Taschenlampe in die Wohnung geleuchtet haben oder sowas. Ok, das kostet dann eben einen Anruf und dann stehen zehn andere Menschen rund um das Auto. Da sind wir ganz gut aufgestellt, ohne auf Krawall gebürstet zu sein. Nur so, dass man sieht „Das geht so nicht.“
Und wenn ich als „größte Kakerlake in Herten“ auf der Straße beschimpft werde, nehme ich das gern in die Chronologie der AfD mit auf und nehme es dankend für den Kommunalwahlkampf entgegen. Da kann man sehen, wie einfach die gestrickt sind.
Gibt es noch weitere Aktionen?
Im November haben wir eine Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht gemacht. Das ist ja vor der eigenen Haustür passiert. Und da gibt es ganz viele rührende Geschichten, die in Herten passiert sind und über die man sich im Stadtarchiv gut informieren kann. Ich kann nachvollziehen – bis zu einem gewissen Punkt – dass Menschen damals keine andere Wahl hatten, als die Klappe zu halten oder ein Stück weit mitzugehen. Weil man durch Drohungen eingeschüchtert wurde, gerade auch, wenn man Kinder hatte. Da hat die Mehrheit gekuscht. Da war wahnsinnig viel Psychologie hinter – ausgeklügelt bis ins Kleinste.
Es passieren beunruhigende Dinge und gerade, weil auch ein Erstarken der Rechten in Deutschland zu verzeichnen ist, sage ich ganz klar: Solche Szenarien darf es nicht nochmal geben! Und ob es die in der Form nochmal geben wird, wage ich zu bezweifeln. Aber das macht es nicht besser, egal was da kommt.
Von Grund auf böse sein – woher kommt das? Da hat man im Freundeskreis eine Person, die man eigentlich kannte und die total in Ordnung ist, aber plötzlich abrutscht in einen Sumpf, in eine Filterblase, in der man nicht mehr reflektiert, in der man nicht mehr kritisch ist, in der man einfach nimmt und aufsaugt, womit einen Soziale Medien beliefern. Ich kriege es selbst mit. Die sind nicht alle dumm und auch nicht alles Nazis. Es sind auch ganz normale Menschen dahinter, die dann in der AfD vielleicht doch eine Art Alternative sehen. Die sind aber politisch nicht so behaftet, dass sie wirklich verstehen, was dahintersteckt!
Dann kommen so Zeiten wie jetzt dazu, mit Corona und den Maßnahmen der Regierung, die den Bürgern angeblich die Freiheit wegnimmt und das Grundgesetz mit Füßen tritt. Warum denken die das? Was soll der Scheiß? Die lesen das Grundgesetz, aber nicht das Kleingedruckte und da werde ich wütend und stelle mich der Situation und spreche – sofern man das mit manchen Zeitgenossen überhaupt kann – mit den Leuten, weil das das Einzige ist, was in meinen Augen hilft, der AfD die Energie wegzunehmen. Das ist aufreibend, das ist hart, das wird nie enden, aber das ist meine verdammte Pflicht. Ich fühle mich dem Antifaschismus verschrieben.
Wobei ich mit dem Begriff Antifaschismus auch noch ein bisschen aufräumen muss: Antifaschismus ist nicht gleich Antifaschismus. Wer Antifaschist ist, muss nicht ein glaubhafter Demokrat sein. Ich verabscheue diese Gewalt, ich verabscheue Plündereien und dergleichen. Das ist nicht Antifaschismus.
Antifaschismus gibt es seit den 20ern. Die Italiener haben sich damals unter Mussolini gewehrt, bis die Parteien verboten wurden. Die wurden teilweise bis nach Paris ins Exil geschickt. Dort haben Kommunisten, Liberale und Soziale versucht, sich zu vernetzen oder zumindest aufeinander zuzugehen. Die Differenzen waren aber zu groß – ich spreche da gern vom typisch linken Problem, was wir heute auch noch haben. Das ist auch was, womit ich mich beschäftige. Es wurde kein gemeinsamer Nenner gefunden und dann kam später noch der Nationalsozialismus dazu, auf den sich alle gestürzt haben. Am Ende hat aber der Antikommunismus überwogen.
Was mir – auch heute noch beim Antifaschismus zu sehr untergeht – ist der humanistische Anteil. Deshalb würde ich von mir behaupten: Ich bin humanistischer, demokratischer Antifaschist.
Hat dein Engagement auch damit zu tun, dass du Vater bist?
Auf jeden Fall. Den Kindern gehört die Zukunft. Ich will, dass meine Tochter als Frau zurechtkommt in dieser Welt. Und das wird sie nicht mit all dem rechtem Gedankengut um sie herum können. Ich sehe es als meine Pflicht, das so zu tun, wie ich es mache. Wenn meine Tochter später mal fragt: „Papa, was hast du getan, als die Nazis kamen?“ dann erklärt sich das von selbst. Das ist zumindest meine Hoffnung. Ich agiere zwar nur kommunal – damit ändert man nicht die Welt. Aber jedes Stück Veränderung zählt.
Als ich Steffi – meine jetzige Frau – kennengelernt habe, ließ auch unsere Tochter nicht lange auf sich warten. Da kam eins zum anderen und das war auch unser Wunsch. Wir wollten ankommen und wohnen in einer Wohnung mit großem Garten. 2007 haben wir uns kennengelernt und 2008 war Mia auf der Welt. Ich bin leidenschaftlicher Papi. Absolut! Wir wohnen in einer schönen Siedlung, was mir auch wichtig ist – spießiger, humanistischer, demokratischer Antifaschist. Ich habe es wirklich gerne schön zu Hause. Und wenn meine Tochter kurz weg ist bei einer Freundin, lese ich auch ihre „Bravo“.
Was machst du momentan ?
Arbeiten. Ich arbeite gefühlt immer und vor allem sehr gerne. Hauptberuflich bin ich noch immer Medizintechniker. Nebenberuflich aber gibt es das Thema „Escape Room“. Mit der Firma lief es bis zum zweiten Lockdown ganz gut und dort habe ich mich inzwischen als stellv. Geschäftsführer mit einklinken dürfen.
Es macht wahnsinnig Spaß zu tüfteln, zu bauen, um dann den Menschen einen kleine Flucht aus dem Alltag zu ermöglichen.
Das Feedback bekommt man sofort. Das macht sehr viel Freude.
Wir haben insgesamt zwölf Räume an fünf Standorten und es ist mein Ziel dies 2021 zu meinem Hauptberuf zu machen. Mal sehen ob Corona uns gnädig ist und diesen Traum wahr werden lässt. Die Zahlen müssen schließlich stimmen. Stichwort: Familie
Warum lebst du in Herten und willst von da nicht weg?
Ich fühle mich hier wohl. Auch die Familie lebt hier. Das zum einen. Zum anderen hält mich natürlich auch meine Arbeit hier. Ausserdem bin ich hier politisch im Bezug zum Antifaschismus noch nicht fertig. Ich hasse es, Dinge nicht zu Ende zu bringen. Das macht mich verrückt, auch wenn dieses Thema wohl nie beendet sein wird. Also bleibe ich.
Was magst du am Ruhrgebiet?
Die Vielfalt. Das ist das Schöne. Wir sind so unglaublich vielfältig hier. Die Städte sind dicht an dicht. Man fährt von jetzt auf gleich in einen anderen Stadtteil und sogar in eine andere Stadt. Es ist wahnsinnig grün hier – grüner als man denkt. Es ist landschaftlich nicht zu verachten. Aber vor allen Dingen mag ich die Menschen hier. Die verschiedenen Kulturen, was dann nahtlos auch in Kunst übergeht. Ich bin künstlerisch in keinster Weise begabt, aber ich finde toll, wie Kunst im Ruhrgebiet gelebt wird. Ich mag Kunst und bleib oft länger stehen, beschäftige mich damit und versuche zu verstehen. Und das ist so ein Ding im Ruhrpott – neben der straighten Sprache – wo ich sage: „Ich komm von hier wech!“
Wenn das Leben ein Comic wäre, welche Figur wärst du?
Boahr! Das ist eine schwierige Frage. Ich glaube, ich wäre gern Professor Charles X Xavier von den X-Men. Ich bin jemand, der versucht sich in anderer Leute Gedanken zu fressen, um zu verstehen, warum sie handeln, wie sie es tun. Seine Gabe, das einfach sehen zu können, hätte ich manchmal gerne.
Das Interview führten wir im Dezember 2020.
Das Interview bietet einen Einblick in die Gedanken, Meinungen und Perspektiven der interviewten Person zu diesem bestimmten Zeitpunkt, reflektiert aber nicht zwangsläufig ihre gesamte Persönlichkeit oder ihre langfristigen Ansichten. Das Leben verändert sich stetig. Unsere Überzeugungen, Werte und Erfahrungen entwickeln sich im Laufe der Zeit weiter. Was heute wahr oder relevant ist, kann in der Zukunft anders aussehen. Dieses Interview ist als Momentaufnahme zu verstehen.