Caba Kroll aus Mülheim an der Ruhr
„Being human is more than just having the shape.“
Hallo Caba. Stell dich doch bitte kurz vor.
Ich heiße Carsten „Caba“ Kroll, bin 50 Jahre alt und geschäftsführender Gesellschafter der Kroll-Schäfer Eventmanufaktur GmbH in Bochum.
Was hast du davor gemacht?
Nach einer handwerklichen und kaufmännischen Ausbildung und einer Offiziersausbildung bei der Bundeswehr, habe ich mich 1990 für meinen Weg als DJ, Musikproduzent, Booker und Veranstalter entschieden. Von 1989 an war ich ca. 10 Jahre lang Resident DJ im tarm CENTER / Bochum, einer der größten Großraumdiskotheken Europas mit Lasershow. Ich habe dort quasi den musikalischen Wandel herbeigeführt, indem ich Techno, Chicago House und Acid als einer der ersten DJs im Ruhrgebiet etablierte. 1990 habe ich die weltweit erste Messe für DJs gegründet. Das DJ MEETING war mehr als 20 Jahre lange die Leitmesse für die Discjockeys und Musikproduzenten der Dance- & Clubszene in Deutschland.
Da hat man bestimmt viele interessante Menschen kennengelernt ..?
Auf jeden Fall. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich mit einer kleinen unbekannten Band am Pool des tarm CENTERS gequatscht habe. Sie, die FANTA4, hatten damals ihren ersten Auftritt mit ihrem Song „Die da“.
Ich habe in der Zeit als DJ viel auf Mallorca und Ibiza aufgelegt und bin durch Deutschland, Polen, Österreich, Holland und die Schweiz getourt. In dieser Zeit hat man natürlich viele andere interessante Menschen kennengelernt. Aus diesen Kontakten entstanden dann meine Bookingtätigkeiten für z. Beispiel Alex Christensen, ATB, Woody van Eyden und viele andere damals topaktuelle Künstler und DJs. Gemeinsam mit meiner Schwester Iris habe ich zu der Zeit alles über unsere Agentur A12Gether abgewickelt.
Beim DJ Meeting hatten wir in den 90er auch zahlreiche TOP DJs und Künstler wie zum Beispiel Mousse T., Discoboys, DJ Quicksilver, Culture Beat, Scatman John und viele andere zu Gast. Das war in den 90ern wirklich ein Highlight in der Deutschen Musikszene.
Warum bist du nie aus Mülheim an der Ruhr weggezogen?
Heimat ist nicht der Ort, sondern die Gemeinschaft der Gefühle. Ich fühle mich hier wohl. Hier im Ruhrgebiet hat man eine tolle Vielfalt an Kultur, Menschen und Herzlichkeit, wie man sie man nur schwer woanders findet. Ich brauche kein Großstadtleben wie in München, Berlin oder Frankfurt. Meine persönlichen Ziele erreiche ich hier im Ruhrgebiet.
Bereust du etwas in deinem Leben?
Nein, nichts wirklich Wesentliches. Ich hatte und habe ein tolles Leben. Ich habe als DJ in einer der wichtigsten und besten Diskotheken Europas gearbeitet und konnte mein Leben bisher immer so gestalten, wie ich es wollte. In der Zeit als DJ & Musikproduzent war ich viel unterwegs, habe viele Veranstaltungen, Clubs und Parties besucht und bin viel gereist. Eventuell hätte ich aber noch gerne ein Studium im Wirtschaftsbereich gemacht. Wenn man dann aber einmal in der Musikszene so eingebunden war, fehlte schließlich leider doch die Zeit dafür.
Ein wenig bereue ich dann aber doch schon, dass ich nicht schon früher zu einem Lebensstil so wie heute, mit nachhaltiger und bewussterer Lebensweise gefunden habe.
Was hat dich in deinem Leben besonders geprägt?
2012 habe ich mehrere Posts von Andreas BÄR Läsker, dem Manager von den Fanta 4, auf Facebook gelesen. Er war der Hauptinitiator für mich, meinen Lebensstil stark zu ändern. Ich achte seitdem viel mehr auf meine Ernährung und Lebensweise und verzichte zu 99% auf den Konsum tierischer Produkte aller Art. Auch bei Kleidung.
Das war sicher nicht einfach?
Doch, es ging ganz gut. Erstmal habe ich einfach alles, was ich an Fisch und Fleisch im Haus hatte, verbraucht (die Nachbarskatze hat mir sehr dabei geholfen ;-)) und dann eben nichts Neues mehr gekauft. Eine Zeitlang habe ich „nur“ vegetarisch gelebt. Der nächste Schritt – der zunehmende Verzicht auch auf andere Produkte aus oder mit tierischen Bestandteilen folgte dann nach und nach. Auch bei Kleidung ist es wirklich einfach sich vegan zu kleiden, wenn man nicht unbedingt jedem neuesten Modetrend hinterherläuft. Meine alten Lederjacken habe ich abgegeben und es gibt ja inzwischen so viele vegane Alternativen sich zu kleiden. Man muss sich eben damit beschäftigen und nicht nur immer blind und maßlos konsumieren! Dann geht es auch. Pelz habe ich nie gekauft. Es ist wirklich eines der schlimmsten Tierqualprodukte und ich verstehe nicht, warum das so viele Menschen immer noch nicht begriffen haben.
Es gibt nur wirklich ganz wenige Ausnahmen, bei denen ich mal nicht vegan esse. Wenn meine Mutter zum Beispiel ihren Käsekuchen auftischt, kann ich schlecht nein sagen … das würde in einer Familientragödie enden (Ich arbeite aber sehr daran, die 100% dauerhaft zu erreichen ;-)).
Was ist das Beste, was dir jemals passiert ist?
Ganz klar: Meine 14-jährige Tochter Lilly-Carlotta und, dass ich sie habe.
Und was ist das Schlimmste?
Ich bin bisher von größeren Schicksalsschlägen wie einer Krankheit, Verletzung oder dem Tod einer mir sehr nahestehenden Person verschont geblieben, wofür ich sehr dankbar bin.
Wenn das Leben ein Comic wäre, welche Figur wärst du dann?
Na Popeye! Weil er Spinat liebt und weil er immer wieder die Stärke hat, aus misslichen Situationen herauszukommen.
Was ist dein Motto?
„Being human is more than just having the shape.“ Das steht auch groß auf meinem Arm als Tattoo und auf meinem Ring. Der Satz ist mir sehr wichtig. Ich finde einfach, dass der Mensch eben nicht nur „Mensch“ ist, weil er den Körper eines Menschen hat. Der Mensch definiert sich durch sehr viel mehr. Zum „Mensch sein“ gehört auch der gesunde Geist, der bewusste und rücksichtsvolle Umgang mit der Umwelt , Tieren und anderen Menschen. Lebe bewusst, lebe nicht nur für Dich selber, lebe auch für andere.
Das Interview führten wir im Dezember 2016.
Das Interview bietet einen Einblick in die Gedanken, Meinungen und Perspektiven der interviewten Person zu diesem bestimmten Zeitpunkt, reflektiert aber nicht zwangsläufig ihre gesamte Persönlichkeit oder ihre langfristigen Ansichten. Das Leben verändert sich stetig. Unsere Überzeugungen, Werte und Erfahrungen entwickeln sich im Laufe der Zeit weiter. Was heute wahr oder relevant ist, kann in der Zukunft anders aussehen. Dieses Interview ist als Momentaufnahme zu verstehen.